CIRCUS RONCALLI präsentiert auf dem Cranger Kirmesplatz in Herne: „SALTO VITALE“

Premierenabend auf dem Festplatz der Cranger Kirmes in Herne. Schon von weitem kann man das klassische Zelt und die historische Wagenburg des Circus Roncalli sehen. Aber noch ist kein Einlass und so gilt es, gemeinsam mit vielen anderen kleinen und großen Gästen ungeduldig und voller Vorfreude vor den noch geschlossenen Pforten auf das Programm »Salto Vitale« zu warten. Puh! Endlich hat das Schlange stehen ein Ende und es heißt »Hereinspaziert«!

Im Foyer spielt die Band und es riecht verheißungsvoll nach Popcorn und gebrannten Mandeln. Wer möchte, kann sich auf dem Weg ins Hauptzelt von den hübschen, in Livrees mit Goldknöpfen gekleideten Damen des Ensembles eine rote Nase oder ein Herzchen aufmalen lassen und ein Programmheft kaufen. Und während sich das Zelt langsam aber sicher bis auf den letzten Platz füllt, amüsieren bereits einige durch die Reihen laufende Herren vom Comedy die Zuschauer und versprühen zur Einstimmung Circus-Charme, gute Laune und Konfetti. Pünktlich um 20 Uhr begrüßt Musikclown Yann Rossi das Publikum mit einem »Herzlich Willkommen ‒ Werden Sie Kind, werden Sie Clown ?« und gibt die Manege frei für die Zirkusshow „Salto Vitale„!

Kelly Saabel
Kelly Saabel

Und schon geht’s mit einer herrlich anzusehenden und auch musikalisch perfekt unterlegten Hochglanznummer von Kelly, Alexandra und Tiziana aus der Dynastie der »Saabel Family« los: Die drei führen hoch zu Ross auf ihren rabenschwarzen holländischen Friesenhengsten, rassigen weißen Arabern und Andalusiern nicht nur die klassische »Hohe Schule« der Reitkunst vor, sondern noch einiges mehr. Ob das Wort »Schleiertanz« diese temporeiche, perfekte Darbietung ‒ eine überaus gelungene Kombination zwischen anmutigen Pferden, Reiterinnen und Tänzerinnen ‒ einigermaßen trifft? Auch die Clowns lassen sich inspirieren und für das »Pantomimen-Pferdchen« gibt es zur Belohnung sogar ein Stückchen Zucker.

Mit Power geht es weiter: Zwei kräftige, edel gekleidete Spanier und eine zierliche Señorita betreten die Manege. Wen der beiden um ihre Gunst buhlenden Caballeros mag die Dame wohl favorisieren? Natürlich alles nur gespielt. Spielerisch leicht sieht es auch aus, wenn das preisgekrönte »Trio Csàszàr« aus Ungarn in die Vollen geht und die Brüder Gàbor & Péter Csàszàr zu zweit auf’s Schleuderbrett springen und ihre Partnerin Cornelia Abràn mit mehrfachen Saltos und Schrauben durch die Luft fliegen lassen. Ein dreifaches »Olé« für die sowohl perfekt dargebotene, als auch überaus temperamentvolle Show.

Zur Entspannung folgt jetzt erst einmal eine Prise Humor und Musik; zwei Dinge, die beim Circus Roncalli traditionell nicht zu kurz kommen. Haben Sie schon einmal den russischen Clown »Sergej Maslennikov«, in Aktion gesehen, der wie kein zweiter musizieren, jonglieren und steppen kann? Oder den spindeldürren quirligen Komiker »Gabor Vosteen«, der landauf landab „Der Flötenmann“ genannt wird? Man sollte sich diesen Virtuosen der Blockflötenspielkunst, der mit flinken Fingern, Mund und Nase bis zu fünf Flöten gleichzeitig zauberhafte Musik entlocken kann, unbedingt merken.

Dann heißt es Manege frei für die reizende »Lou Lou« und ihr Herrchen »Rodrique Funke«; wobei es sich bei dem hereinstürmenden drahthaarigen und funkensprühenden Wirbelwind um eine bestens dressierte, quicklebendige und verspielte Foxterrier-Hündin handelt. Mit viel »Wau Wau« und feuchten Schmatzern zeigt der herumtollende und hüpfende Flummiball auf Hundeart, dass er voller Begeisterung und mit Spaß bei der Sache ist.

Das nächste Feuerwerk folgt auf dem Fuß, ‒ doch erst einmal müssen die »Curatola Brothers« ihre Jackets ablegen, bevor sie dem staunenden Publikum zeigen, zu welchen Leistungen ihre kraftgestählten Körper fähig sind. Die bestens ausgebildeten Brüder aus Italien beherrschen Partnerakrobaten vom Feinsten und glänzen durch ihre hervorragende Hand- und Standfestigkeit. Als Zugabe für den donnernden Applaus gibt’s obendrauf einen Schraubensalto extra.

Danach gibt »Gabor Vosteen« wieder ein Stelldichein. Wow, dieser »Flötenmann« hat echt was drauf. Harmlos legt er mit einer Flöte los und spielt dann wie ein Schlangenbeschwörer immer eindringlicher, schneller und schneller mit immer mehr Flöten, ‒ und zum Schluss ertönen „Eine kleine Nachtmusik“ und „Freude schöner Götterfunken“ mit 5 Flöten gleichzeitig. Auch der gute »Sergej« lässt sich nicht lumpen und steppt auf einem runden roten Holzbrett was das Zeug hält.

Währenddessen wird ein »chinesischer Mast« in der Manege aufgestellt, das stählerne Equipment für das »Duo Reyal«, ‒ oder sollte man besser Duo Royal sagen? Wow! Die atemberaubende und ästhetisch anzusehende Show die jetzt geboten wird, ist wirklich edle, königliche und unter die Haut gehende Akrobatik in Vollendung. Anderes kann man das exzellente, leidenschaftliche und perfekt harmonisch aufeinander abgestimmte Partnerstück des Kubaners Reydi Argote und der Ukrainerin Alla Klyshta († 2019) ‒ nicht nennen.

Nach einer feucht-fröhlichen Jongleur-Einlage von »Sergey« geht es weiter mit einer ebenso fantasievollen wie auch fantastischen Nummer am Draht-/Schlappseil. Der in Russland geborene Künstler ukrainischer Eltern, »Andrej Ivankhnenko«, wirkt in seinem von oben bis unten mit spitzen Zacken übersäten, originell und skurril anmutenden feuerroten Kostüm wie ein androgenes Wesen aus dem Zauberland von Oz. Zu einzigartigen, fast magischen Klängen tanzt der stachlige Harlekin auf dem Seil, fährt mit einem Einrad und jongliert dabei eifrig abwechselnd mit seinem Hut, einem Haken, 5 kleinen Bällen, Reifen und einer Leiter. Manchmal täuscht er vor die Balance zu verlieren − aber keine Angst, mit seinen wohldosierten Kapriolen samt entsprechender Mimik schlägt er sein Publikum gezielt in seinen Bann und hält es bis zum Schluss in Atem.

Vor der 15-minüten Pause tanzt noch einmal »Sergej« ‒ dieses Mal als Bäcker verkleidet ‒ mit 5 Tanzmariechen vom Ballett durch die Manege. Dann werden dort in Windeseile im Halbkreis weiße Podeste in Form von Iglus aufgebaut, die ‒ wie sich gleich herausstellt ‒ als Kulisse für die Peterburger Schlittenfahrt fungieren. Huiii ‒ und schon geht es los: Hinter den Schönen vom Ballett fährt ein von Hunden gezogener Schlitten mit drei edel gekleideten Kosakinnen herein. Ja, Sie vermuten richtig: Bei den drei Damen mit den weißen Pelzmützen handelt es sich um die Schwestern »Kelly, Alexandra und Tiziana der Saabel-Family«, die locker ‒ ja scheinbar spielerisch ‒, nicht nur großartige Dressurnummern mit Pferden, sondern auch mit gelehrigen Huskys und Samojeden gekonnt in Szene setzen. Der Spieltrieb der Rasselbande macht auch vor Hula-Hoop-Reifen und einer Rutschbahn, auf die die Hunde wie kleine Kinder hinaufklettern und herunterrutschen, nicht halt. Die Zeit vergeht wie im Flug. Viel zu schnell wird der Schlitten wieder eingespannt und nach einer letzten kurzen Runde heißt es schon Abschied nehmen von den quirligen Wuschelpelzen.

Eine Runde »Fang den Hut« gefällig? Wäre doch gelacht, wenn das die Roncalli-Clowns nicht zu dritt schaffen würden. Das lustige Hütchenspieler-Team – bestehend aus »Sergej« und den Brüdern Yann und Maurin vom Duo »Les Rossyann« fängt mit den Köpfen gekonnt »fliegende« Hüte auf. Dann kommt auch schon die Vorhut für die nächste Nummer herein: Vier Harlekine vom Ballett geleiten die Akrobatin »Natalia Leontieva« (übrigens die bessere Hälfte von Andrej Ivankhnenko) in ihrem riesigen Rhönrad in die Manege. Im wahrsten Sinne des Wortes ein schwungvoller, rundum gelungener Auftritt.

Na, was kommt denn jetzt bloß? In der Manege wird eine ca. 3 Meter hohe Metallkonstruktion, die aussieht wie ein überdimensionales Ofenrohr, platziert. Auf dem Fuß, oder genauer gesagt mit großen Spagatschritten, folgt der Kauschukmann »Andrey Romanovsky« und klettert blitzschnell daran in die Höhe. Hat der Mann keine Knochen? Urkomisch und grotesk sieht es aus, wenn er einen Teil seines biegsamen, gummiartigen Körpers im Rohr versenkt und nur noch Kopf und Füße herausschauen, oder zur Abwechslung umgekehrt mal der Popo. Huch, plötzlich ist auch der weg und der ganze Mann ist ins Rohr gerutscht. Klingeling … Klappe auf … und da ist er wieder ‒ und zeigt noch einmal dem verblüfften Publikum, wie ein waschechter Schlangenmensch »Seilchen springt«.

Haben Sie schon einmal eine »musikalische Jacke« gesehen, quasi ein Jacket, mit dem man Musik machen kann? Die Roncalli-Clowns, speziell »Maurin Rossi« – zeigt unter Leitung seines Bruders »Yann«, einem der besten der letzten klassischen, traditionellen Weißclowns, wie es funktioniert. Und richtig zur Sache geht es, wenn zwei Stühle hereingetragen werden und die beiden »Les Rossyanns« mit den jeweils auf den Sitzflächen liegenden Blasebalgen eifrig im Duett Klassisches à la Verdi spielen.

Dann heißt es noch einmal Manege frei für »Alla Klyshta« († 2019): Dieses Mal für ihre elegante, spritzig-rasante Solonummer als »Herrin der Ringe«. Wow! Die junge bezaubernde Ukrainerin macht auch mit schwungvoll und anmutig um ihre Hüften kreisenden Hula-Hopp-Reifen mehr als nur eine gute Figur.

Bevor es dann noch einmal Körperbeherrschung und Ästhetik par excellence dargeboten werden, zeigt noch einmal Experte »Sergej Maslennikov«, dass man auch ohne Geigenstock und Noten Geige spielen und stattdessen besser den Notenständer auf dem Kopf balancieren kann. Dann wird es dunkel und man sieht die wunderschönen selbstkreierten Kostüme der Schwestern »Kelly & Alexandra Saabel« leuchten. Scheinbar schwere- und mühelos präsentieren die beiden Schlangenfrauen formvollendete »Handstand Equilibristik« vom Feinsten. Applaus, Applaus für diese Spitzennummer im Fach Partnerakrobatik!

Hoppla, wo kommt der denn schon wieder her und was hat er jetzt vor? Eifrig sucht »Gabor Vosteen« mitspielfreudige Zuschauer/innen für ein musikalisches Experiment. Also Freiwillige vor. Wer traut sich, vor eintausendfünfhundert Zuschauern einen Blockflöten-Crashkurs zu absolvieren? Zwar zückt der Meister mal kurz die gelbe Karte, aber siehe da: Besser geht’s wohl kaum. Den tosende Beifall des Publikums haben sich die vier jungen Debütanten und ihr Maestro wahrlich verdient.

Den krönender Abschluss der Circusshow »Salto Vitale« bildet das »Duo Sorellas«  mit seiner atemberaubenden Trapeznummer. Die beiden Luftmenschen − »Rodrigue Funke« aus Berlin und der Schweizer «Christoph Gobet« − arbeiten ohne Sicherheitsvorkehrungen. Jeder Griff muss sitzen und ein Raunen geht durch die Zuschauerreihen, wenn der eine den andern für Mikrosekunden wegen einer Drehung loslässt, aber rechtzeitig im letzten Moment wieder auffängt. Einfach Nervenkitzel pur! Die zwei machen seit rund 15 Jahren beruflich gemeinsame Sache und ihre Spezialität ist das »Auffangen mit den Füßen«. Ja, Sie haben richtig gelesen. Wer es nicht glaubt, kann sich selbst überzeugen. Einfach Karten für die nächste Zirkusvorstellung buchen.

Wir fanden den Abend im Circus Roncalli »Spitze«. Der Name »Roncalli« ist mittlerweile legendär und aus der Zirkuswelt nicht mehr wegzudenken. Mit »Salto Vitale« ist Direktor Bernhard Paul und seinem eingespielten Team wieder einmal mehr ein großer Wurf gelungen. Die Show präsentiert eine Revue durch das bunte Programm der Höhepunkte vieler bisheriger Roncalli-Happenings der letzten Jahrzehnte − ein Wiedersehen brillanter, hochkarätiger Künstler, Artisten und Akrobaten, inklusive einem erstklassigen Orchester und einem eigenen Ballett.

Wer Zirkus liebt und Lust hat auf Manege »live«, hat noch bis zum 29. März 2015  Gelegenheit, auf dem Festplatz der Cranger Kirmes eine Vorstellung zu besuchen und einen Abend lang eventuelle Sorgen hinter sich zu lassen. »Werden Sie Kind, werden Sie Clown«, haben Sie Spaß, staunen Sie und genießen Sie in vollen Zügen unverfälschte Zirkusluft beim »Salto Vitale«.

Auch in anderen deutschen Städten gastiert der Circus Roncalli noch mit »Salto Vitale«. Dieser Link führt Sie zur Roncalli-Website!

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